Fluchtpunkt Westberlin
In den 80er Jahren übte der West-Teil Berlins eine magische Anziehungskraft auf mich, wie auf (Lebens-)
Künstler, Freaks, Freidenker, Kriegsdienstverweigerer, Schwule und Ausländer aus. Auf Menschen also,
denen Deutschland West intolerant und spießig erschien. Berlins besondere politische Situation als Insel im
sozialistischen Deutschland ermöglichte im Schatten der Mauer den ersehnten selbstbestimmbaren Freiraum.
Mich faszinierten stets die Kontraste in diesen Jahren: schicke Boulevards versus Tante-Emma-Läden, die
Relikten aus der Jahrhundertwende glichen, frequentierte Magistralen neben stillgelegten Bahngeländen,
mondäne Architektur kontra Abriss und Verslumung. Und eben eine Gesellschaft voller bunter Vielfalt.